Merinowolle und das Leiden der Tiere

Wer gerne Schurwolle trägt, hat sicherlich auch das eine oder andere kuschelige Teil aus Merinowolle im Schrank. Merinowolle ist ein sehr hochwertiges Material und hat verschiedene vorteilhafte Eigenschaften. Dabei weiß wahrscheinlich kaum ein Endverbraucher, welche Qualen ein großer Teil der Merinoschafe erleiden muss. Deshalb möchte ich Euch heute ein wenig für dieses Thema sensibilisieren. Merinowolle und das Leiden der Tiere.

Merinowolle – Eigenschaften die überzeugen

Kommen wir aber zuerst einmal zu der Wolle des Merinoschafs. Die Haptik der Wolle ist sehr weich und von höchster Feinheit. Dadurch ist der direkte Hautkontakt überaus angenehm, ganz im Gegensatz zu anderer reiner Schurwolle, welche meisst kratzt auf der Haut. Aus diesem Grund wird auch im Bereich der Funktionsunterwäsche gerne auf Merinowolle zurückgegriffen.

Merinowolle ist in der Lage Feuchtigkeit effektiv zu transportieren, denn rund ein Drittel des Trockengewichts kann von der Wolle in Form von Feuchtigkeit absorbiert werden. Dabei fühlt sie sich jedoch nicht klamm an. Darüber hinaus isoliert die Merinowolle nicht nur optimal gegen Hitze, sondern auch gegen Kälte. Häufiges Waschen ist bei Merinowolle nicht erforderlich, da sie kaum Gerüche annimmt. Merinowolle ist atmungsaktiv und wetterfest. Außerdem knittert die Faser kaum, so behält das Kleidungsstück lange seine Passform.

Um es mal zusammenzufassen: wir haben es hier mit einem sehr hochwertigen Produkt zu tun. Somit kommen wir zu den Produzenten bzw. den Haltern der Schafe, die natürlich so viel Wolle wie möglich herstellen möchten. Was verständlich ist.

Das Leid der Schafe

Kaum jemand weiß, mit wieviel Qual für die Tiere, die Herstellung der Wolle verbunden ist. Fast 90 Prozent der Merinowolle kommt aus Australien. Dort ist es üblich, bei den sehr stark bewollten Merinoschafen das sogenannte „Mulesing“ durchzuführen, was ein sehr großes Tierschutzproblem darstellt.

Damit die Schafe möglichst viel Wolle liefern, wurden sie so gezüchtet, dass sich möglichst viele Hautfalten bilden. Dies wiederum macht die Tiere sehr anfällig für den Befall von Fliegenmaden. Diese legen dann ihre Eier in den schlecht belüfteten Hautfalten ab, da sie hier das ideale Klima vorfinden. Die geschlüpften Fliegenmaden fressen sich in das lebende Gewebe der Schafe, was zur Folge hat, dass es zu schweren Entzündungen kommt, die oft bis zum Tod führen.

Um dem vorzubeugen werden den Lämmchen (ohne Betäubung und in der Regel ohne Schmerzmittelgabe) mit einer Spezialschere Hautfalten um After, Vulva und Schwanz herausgeschnitten. Wobei diese Wunden im Anschluss nicht weiter behandelt werden. Sie müssen alleine verheilen und dann vernarben. Auf diesem Narbengewebe wächst später keine Wolle mehr. So bleibt die Region glatt und faltenfrei, sodass die Fliegen dort keine Eier mehr ablegen.

Das „Mulesing“ ist eine extrem grausame und schmerzhafte Verstümmelung der Schafe und aus Tierschutzgründen ganz entschieden abzulehnen. Nur zehn Prozent der australischen Merinowolle wird ohne diese Methode hergestellt.

Weitere Länder die Merinowolle produzieren sind Neuseeland und Südafrika – hier ist diese Methode zum Glück verboten. Außerdem Argentinien – dort ist Mulesing nicht üblich. Auch in Deutschland ist diese grausame Prozedur verboten. Außerdem haben die hier in Deutschland lebenden Merinoschafe keine Hautfalten und ihre Wolle ist gröber, weshalb sie eher als Dämmmaterial verarbeitet wird.

 

Was kann man tun gegen Mulesing?

Ein mögliche Lösung wäre die Zucht auf weniger ausgeprägte Hautfalten und Bewollung in der After- und Genitalregion. Eine weitere Möglichkeit ist das Stutzen der Wolle an den gefährdeten Stellen mehrmals jährlich, auch in Verbindung mit einer Behandlung mit Insektiziden.

Es gab in der Vergangenheit schon zahlreiche internationale Proteste und Boykottaufrufe von verschiedenen Tierschutzorganisationen. Auch haben schon einige Handelsketten die Verarbeitung australischer Wolle eingestellt. Leider hat dies alles nichts geändert, viele australische Farmer wenden diese schreckliche Methode nach wie vor an und das Leid der Tiere geht weiter.

Es kommt auf jeden Einzelnen an: Jeder von uns kann einen kleinen Beitrag leisten. So kann man sich zum Bespiel beim Kauf entsprechender Produkte nach der Herkunft der Wolle erkundigen und ob sie frei von Mulesing hergestellt wurde. Sollte man keine befriedigende  Auskunft zur Herkunft bekommen, dann sollte man eben auf den Kauf verzichten.

Wer mehr tun möchte kann sich auch mit Protestbriefen bei entsprechenden Stellen (zum Beispiel beim Einzelhandel) Gehör verschaffen. Wenn jeder nur einen ganz kleinen Beitrag leisten würde….wer weiß, vielleicht könnte man das Leid der Tiere stoppen.

Fotoquelle: Pixabay.com

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